„Riesige Gastfreundschaft und Leidenschaft für Evangelisation und Mission“


Tobias Schuckert, Professor für Interkulturelle Theologie und Religionswissenschaft an der Internationalen Hochschule Liebenzell, unterrichtete im Sommer zwei Wochen an der Evangelical University in Sambia. Der Aufenthalt wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Er berichtet, was ihm unvergessen bleibt:

Tobi­as Schu­ckert, Pro­fes­sor für Inter­kul­tu­rel­le Theo­lo­gie und Reli­gi­ons­wis­sen­schaft an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell, unter­rich­te­te im Som­mer zwei Wochen an der Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty in Sam­bia. Der Auf­ent­halt wur­de vom Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­tausch­dienst (DAAD) geför­dert. Er berich­tet, was ihm unver­ges­sen bleibt:

Tobi­as, wie kam es zu dei­nem Ein­satz in Sambia?
Lucas Weh­ner, Lei­ter des Inter­na­tio­nal & Mobi­li­ty Office der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell, orga­ni­siert alle Hoch­schul­part­ner­schaf­ten. Von ihm kam eine E‑Mail mit einer Anfra­ge von Mar­git Schwemm­le, Inte­rims­rek­to­rin der Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty of Zam­bia, ob nicht ein Dozent der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell für einen Som­mer­kurs nach Ndo­la kom­men könn­te. Anfangs zöger­te ich etwas, mei­ne Frau Sabi­ne hat mich dann sehr ermu­tigt, nach Sam­bia zu gehen ¬– was genau rich­tig war.

Was hast du an der Uni­ver­si­tät genau gemacht?
Mei­ne Haupt­auf­ga­be war es, für zwei Wochen einen Kurs „Bibli­sche Theo­lo­gie der Mis­si­on“ an unse­rer Part­ner­hoch­schu­le zu unter­rich­ten und mit den rund 80 sam­bi­schen Stu­den­ten auf dem Cam­pus zu leben. Neben­bei habe ich mit mei­ner Frau Sabi­ne und mei­nem Sohn Levi eini­ge Mis­sio­na­re und Pro­jek­te der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on sowie sam­bi­sche Got­tes­diens­te besucht. Natür­lich haben wir auch die Schön­hei­ten des Lan­des genos­sen. Sam­bia ist ein fas­zi­nie­ren­des Land!

Wodurch unter­schei­den sich das Stu­di­um und die Stu­den­ten in Sam­bia von Deutschland?
Das Stu­di­um unter­schei­det sich kaum von einem deut­schen Bache­lor­stu­di­um in Theo­lo­gie. Die Stu­den­ten sind eben­so enga­giert bei der Sache wie unse­re Stu­die­ren­den an der Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le Lie­ben­zell. Eini­ge sind jedoch älter und haben bereits Erfah­run­gen als Pas­to­ren gesam­melt. Das prägt die Atmo­sphä­re und auch die Fra­gen. Der afri­ka­ni­sche Kon­text beein­flusst zusätz­lich die Inhal­te der Lehr­ver­an­stal­tun­gen. The­men wie Geis­ter­glau­be, Umgang mit Hexe­rei und natür­lich Armut sind in Sam­bia viel exis­ten­zi­el­ler als in Deutsch­land. Die Stu­den­ten haben außer­dem nicht so vie­le finan­zi­el­le Res­sour­cen zur Ver­fü­gung wie wir in Deutsch­land. Für mich war es neu, dass Stu­den­ten neben dem Stu­di­um noch ihre Gemü­se­bee­te pfle­gen, um immer wie­der auch für sich und ihre Fami­li­en Nah­rungs­mit­tel anzubauen.

Was hat dich bei dei­nem Auf­ent­halt am meis­ten überrascht?
Die groß­ar­ti­ge Gast­freund­schaft und Hilfs­be­reit­schaft der Sam­bier. Es ist ihr Lebens­stil, dass sie sich Zeit neh­men und für einen da sind. Alles wird geteilt, auch Zeit. Ich hat­te nie den Ein­druck, zur Last zu fal­len. Die Stu­den­ten haben eini­ges für uns orga­ni­siert, wie zum Bei­spiel Markt- und Got­tes­dienst­be­such. Und das ein­fach, um uns als Fami­lie eine Freu­de zu machen. Toll, wie unse­re Mis­sio­na­re die­se Hal­tung eben­so leben. Auch bei ihnen konn­te ich die­se Gast­freund­schaft und Hilfs­be­reit­schaft erle­ben und genießen.

Wie kam es zum Kon­takt zum DAAD?
Lucas Weh­ner hat­te die Idee, dass wir die­se Rei­se mit För­der­gel­dern bestrei­ten könn­ten. Also bewarb ich mich beim DAAD als Kurz­zeit­do­zent. Es war ein recht auf­wen­di­ger Pro­zess und hat eini­ges an Zeit gekos­tet. Aber wir sind dank­bar, dass wir als Inter­na­tio­na­le Hoch­schu­le Lie­ben­zell nun mit staat­li­chen Dritt­mit­teln geför­dert wur­den. Das ist für uns sehr wich­tig. Schließ­lich zeigt das, dass unse­re Arbeit auch von ande­ren Wis­sen­schaft­lern geschätzt und gewür­digt wird.

Was nimmst du aus Sam­bia mit?
Agnes Mamb­we, Pas­to­ren­frau aus Lusa­ka, hat uns Mais­mehl geschenkt, mit dem wir zu Hau­se den tra­di­tio­nel­len Mais­brei „Nshi­ma“ kochen konn­ten. Aber nicht nur das! Die Lei­den­schaft für Evan­ge­li­sa­ti­on und Mis­si­on der sam­bi­schen Stu­den­ten hat mich begeis­tert und das will ich mit­neh­men. Natür­lich auch die schon beschrie­be­ne Gast­freund­schaft als Lebens­stil. Men­schen sehen und sich Zeit neh­men für sie – das ist eine tol­le Eigen­schaft der Sam­bier, die ich ler­nen will.

Die Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty of Zam­bia befin­det sich in Ndo­la im Her­zen des „Kup­fer­gür­tels“, der Indus­trie­re­gi­on im Zen­trum von Sam­bia. Sie wur­de 1960 als „Bible Col­lege of Cen­tral Afri­ca“ gegrün­det. 1979 über­nahm die Evan­ge­li­sche Alli­anz Sam­bi­as die Trä­ger­schaft. 1981 erfolg­te die Umbe­nen­nung in „Theo­lo­gi­cal Col­lege of Cen­tral Afri­ca (TCCA)“. Im Jahr dar­auf began­nen die ers­ten Stu­den­ten mit Diplo­ma- und Bache­lor-Pro­gram­men in Theo­lo­gie. Seit 1988 wird zusätz­lich zum Theo­lo­gie­stu­di­um ein Abschluss für Reli­gi­ons­leh­rer an wei­ter­füh­ren­den Schu­len ange­bo­ten. Neue Mög­lich­kei­ten, eine staat­li­che Aner­ken­nung zu bekom­men, führ­ten zu einer Regis­trie­rung als pri­va­te Uni­ver­si­tät, und 2014/15 wur­de aus TCCA die „Evan­ge­li­cal Uni­ver­si­ty“. 2018 wur­den alle ange­bo­te­nen Pro­gram­me vom sam­bi­schen Bil­dungs­mi­nis­te­ri­um aner­kannt. Mar­git Schwemm­le, seit 2012 Mis­sio­na­rin in Sam­bia, lei­tet seit Mai über­gangs­wei­se die Einrichtung.